Salzburger Saalachtal: Erster Wanderurlaub mit Zelt
On 12. Mai 2023 by JasminNach langer, langer Zeit gönnte ich mir endlich mal wieder einen Solo-Wanderurlaub (letzter war Sylt 2019!). Ich wollte im Mai (weil da schon Urlaub vom Arbeitgeber approbiert) weiter weg als vor die Haustür. Und weil mir die Übernachtungspreise zu teuer wurden (vor Corona waren es noch 50€/ÜN inkl. Frühstück für Single-Reisenders, mittlerweile knappe 100€!) und ich es eh mal wieder ausprobieren wollte, entschied ich mich etwas Geld in wandertaugliche Campingausrüstung zu stecken. Wer mich kennt kann sich vorstellen wie viele Listen und Vergleiche ich erstellt und studiert habe, bevor ich meine Basic-Ausrüstung auswählte:
- Zelt: Vaude Hogan SUL 1-2 Personen – Ultraleichtzelt, 1250g
- Isomatte: Therm-a-Rest NeoAir XTherm NXT – R-Wert 7.3, 440g
- Schlafsack: Therm-a-Rest Hyperion 20F/-6C – 567g
Damit hatte ich mein „Dach überm Kopf“ inklusive Bett mit nur 2.2kg gesichert. Und ja, das Gewicht ist sehr wichtig bei so etwas. Zwar war dies nur ein 1. Versuch mit einem einzigen Campingplatz für die ganze Woche (also das Gewicht nur auf Hin- und Rückweg zu schleppen), aber in Blick auf größere Touren mit ständig wechselndem Übernachtungsplatz macht wirklich jedes Gramm auf dem Rücken etwas aus. Und klar, ich hätte noch etwas an Gewicht (und Geld ^^;;) sparen können wenn ich nicht auf so hohen R-Wert bei der Isomatte oder Limit-Temperatur beim Schlafsack geachtet hätte (ein Quilt z.B. kann hier sehr schnell Gewicht sparen lassen). Aber ich bin eher eine Frostbeule und nach einem Tag am Berg sind meine Energiereserven für Wärmeleistung in der Nacht eh schon etwas angeschlagen. Da trumpfte dann Wärme über Gewicht :-p.
Überhaupt konnte ich für mich feststellen dass ich ziemlich was ertragen kann was Wetter angeht, solange ich warm und satt bin. Eines davon kann für kurze Zeit akzeptiert werden, aber wenn beides nicht zutrifft fällt meine Laune sehr schnell. Glücklicherweise hatte ich richtig gepackt sodass ich eigentlich immer körperlich zufrieden war (dazu später mehr :-p).
Okay, zurück zu dem Wohin?
Da es im Mai ja noch recht kalt sein kann (in den Bergen schnell auch nochmal Schnee) war der eigentliche Plan so Richtung Burgenland unterwegs zu sein. Aber irgendwie konnten mich die Prospekte mit den Weinbergen (trinke ich eh nicht) und flachen, fahrradtauglichen Wanderwegen nicht überzeugen. Noch dazu konnte ich keinen Campingplatz finden der für mich an einem schönen Wandergebiet gelegen und gut mit Öffis erreichbar war.
Deswegen fiel meine Auswahl nach etwas suchen doch wieder zwischen den Bergen: es sollte ins Saalachtal bei Salzburg gehen, zum Campingplatz Grubhof. Reservierung war kein Problem (eh klar mit mini Zelt außerhalb der Hauptsaison) und die Lage erschien mir top (und die Ausstattung auch). Vor Ort war es auch sehr schön dort – direkt an der Saalach, die Berge drum herum, alles grün… nur das Wetter wollte nicht so mitspielen. Aber selber Schuld, zelten genau in der Woche der Eisheiligen war eher eine blöde Idee :-p. Nun gut, wegen drohendem Sturm, Gewitter und Starkregen wählte ich ein geschütztes Plätzchen am Rand der Wiese, leicht erhöht gelegen mit Wind- und Regenschutz von den Bäumen und Sträuchern. Der Platz hatte auch den Vorteil dass er soweit auf der Wiese lag, dass die ganzen Wohnmobile und Caravans weiter weg standen.
Das fand ich übrigens recht traurig: zelten ist eher out, campen (oder eher glamping wie man es nennt) mit großen Wohnmobilen ist voll im Trend. So fühlte ich mich an den Tagen mit hoher Übernachtungsgästezahl wie von Hochhäusern umgeben und das „Camping-Feeling“ fehlte dann ziemlich. Zum Glück waren die Leute aber selbst mit wetterfesten Unterkünften abgeneigt bei Schlechtwetter auf einen Campingplatz zu kommen, sodass ich den größten Teil der Woche die Wiese fast für mich allein bzw. immer einen seeeehr großen Abstand zu den Nachbarn hatte ;-).
Die sanitären Einrichtungen am Grubhof waren echt top, groß, super sauber, gut organisiert, schön heißes Wasser, warme Gebäude… Was mir sehr fehlte war ein beheizter Aufenthaltsraum. Für die Leute mit Campingwagen unnötig, aber gerade mit einem winzigen Zelt ist sowas doch Gold wert. Besonders bei Dauerregen, denn dann sollte man sein Zelt so weit wie möglich meiden. Denn das Feuchtigkeitsmanagement ist das A und O! Beim Atmen produziert man die meiste Feuchtigkeit im Zelt was dazu führen kann dass es buchstäblich von den Wänden tropft. Was auch nicht so tragisch an sich wäre, aber feuchte Luft ist schwerer zu erwämen als trockene und bei einem Daunenschlafsack ist es natürlich auch sehr, sehr wichtig dass dieser nicht nass wird (weil dann Wärmeleistung stark sinkt).
Demnach war meine größte Sorge die gesamte Woche ob das Zelt den Dauerregen hebt und mein Schlafsack nicht nass wird ^^;;. Und das führte dazu dass ich den gesamten Tag auf Achse war – denn ohne Aufenthaltsraum blieb mir auf dem Campingplatz nicht viel übrig zu tun. Und da ich Menschenansammlungen immernoch meide wie die Pest waren Wanderungen an der Tagesordnung.
Dementsprechend beachtlich finde ich meine Leistung: in den 7 Wandertagen habe ich 100km geschrubbt mit 5440 Höhenmetern gesamt. Das macht pro Tag 14.3km mit 777 Höhenmetern! Und das alles mit Barfußschuhen im Dauerregen ohne Pausetag. Chakka Lakka!
- Tag 1: Innersbachklamm & Teufelsschlucht
- Tag 2: Um den Kienberg und durch die Strohwollner Schlucht
- Tag 3: Wildenbachschlucht
- Tag 4: Saalacher Naturgewalten (Seisenbergklamm & Vorderkaserklamm)
- Tag 5: Unkenbachtal mit Eigl- & Schwarzbergklamm
- Tag 6: Aschauerklamm
- Tag 7: Mayrbergklamm und Lofer Almenwelt Wasserfallweg
An sich habe ich in diesem Urlaub alle Höhepunkte des Weitwanderweges Route der Klammen abgeklappert (außer das Maria Kirchental), nur in anderen, dem Wetter und meinen persönlichen Vorlieben angepassten Wegvarianten. Und wegen dem vielen Regen konnte ich wohl so viele Wasserfälle und Wildbäche beobachten wie nur wenige Urlauber ;-).
Zurück zum Campingplatz: Es gab dort nur eine Sitzgelegenheit – eine Bierbank und -tisch beim kleinen Sanitärgebäude am Fluss. Dieser war dementsprechend auch beliebt, aber als Frühaufsteher (sehr, sehr früh, manchmal schon um 4 Uhr wach ^^;;) konnte ich immerhin mein Frühstück dort in aller Ruhe (und eingepackt in vielen Schichten) genießen. Müsli pur mit Wasser schmeckte erstaunlich gut, besonders mit einem Spritzgebäck als kleinen Nachtisch 😉
Übrigens war mir eigentlich immer warm :-D. Ich hatte entsprechend dem Wetterbericht gut gepackt: von Thermo-Unterwäsche bis 4-lagiges Jacken-Zwiebelsystem war alles dabei und wurde auch gut und vielseitig genutzt. Meine Softshell-Jacke wurde zum Beispiel auch zum Kopfkissen umfunktioniert, was erstaunlich gut funktionierte. Bei bis zu 2°C nachts war mir so kuschelig trocken-warm oder bei 10°C im Dauerregen unterwegs eher feucht-warm im mehrschichtigen Zwiebelprinzip.
Alles in allem hat mein Rucksack prall gefüllt übrigens fast ganz genau 10 kg gewogen – eigentlich ideal für Mehrtagestouren, mehr sollte es nur in Ausnahmefällen sein (für eine Frau in meiner Gewichtsklasse). Nur die Verpflegung war nicht in der Packliste enthalten – mit einem Supermarkt 30 Minuten vom Campingplatz entfernt sparte ich mir dieses Gewicht und kaufte das Nötigste direkt vor Ort. Und das angeschlossene Restaurant Grubhof sah mich auch als täglichen Gast damit ich wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag einnehmen konnte.
Meine Winter-Wanderschuhe (ZAQQ Quintic Winter) hielten dem Regen ganze 3 Tage stand – danach war das Lammfell zwar nass aber wärmte mit den Wandersocken während den Touren immernoch sehr gut. Nur bei Bewegungsstillstand wurde es schnell kalt. Und es brauchte echt viel Überwindung am Morgen aus den trocken-warmen Schlafsocken in die kalt-nassen Wandersocken zu wechseln ^^;;;. Kurzerhand wurde am Baumarkt um die Ecke ein Paar Gummistiefel gekauft, die mich immerhin auf dem Campingplatz trocken laufen ließen.
Und gerade als das Wetter endlich schön wurde… machte ich mich auf die Heimreise :-p. Was okay war, denn ich hatte mich schon an die Leere auf der Zeltwiese gewohnt und am letzten Abend wurde ich förmlich überrannt mit anderen Zeltern, ich fühlte mich plötzlich wie auf einem Event ^^;.
Ich konnte sehr viele schöne Ecken des Saalachs bewundern und meine Ausrüstung auf Herz und Nieren prüfen. Klar hätte ich nichts dagegen gehabt auch mal einen Tag in der Sonne vor dem Zelt zu faulenzen, aber mei, man nimmt was man kriegt ;-). Und immerhin weiß ich jetzt dass ich von der Ausrüstung her auch für eine Schottlandreise gewappnet wäre :-p.
P.S.: Nach einem Vergleich mit einer Hüttenübernachtung muss ich dem Zelten einen klaren Vorteil aussprechen: man hat hier egal wie sein eigenes kleines Reich. Auf einer Hütte hat man sehr, sehr selten ein Zimmer für sich allein, also wer wie ich nicht viel auf soziale Kontaktpflege während des Wanderns steht ist mit einem Zelt besser bedient. Noch dazu kann man hier alle paar Tage den Standort wechseln und weiterziehen 😉
Informationen
Campingplatz: Camping Grubhof bei St. Martin
Anreise: Zug bis Salzburg oder Zell am See, weiter mit Regionalbus 260 bis Haltestelle St. Martin Grubhof
Eignung für Wanderungen: Top!
Eignung für Zelt: Okay, Zeltwiese bei gutem Wetter voller Caravans/Autos, kein beheizter Aufenthaltsraum, sanitäre Einrichtungen top, Supermarkt 30 Gehminuten entfernt
Erlebnis: 💚💚💚💚💚 |
Landschaft: 💚💚💚💚💚 |
Kondition: 💚💚💚💚🤍 |
Schwierigkeit: 💚💚💚🤍🤍 |
Galleria
1 comment
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen
M | D | M | D | F | S | S |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |
8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 |
15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 |
22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 |
29 | 30 |
Liebe Jasmin, deine Kondition und Voraussicht ist erstaunlich und bewundernswert!!!!!
Sehr gute Wahl bei deiner Ausrüstung!!!!!
Genau, durch diese regenreiche Woche, hast du fantastische Wasserbilder fotografiert ^____^