Barfuß durch die Welt – Warum, Wie und Wann
On 10. April 2019 by JasminWas kann einen dazu bewegen sich über das eigene Gangverhalten gedanken zu machen? In meinem Fall war es eine beidseitige Leistenzerrung und langjährige Schmerzen in der Ferse (Fersensporn). Mitunter konnte ich keinen Meter ohne Schmerzen von der Fußsohle bis zur Hüfte gehen, Wanderungen waren nur mit vielen Schmerzmitteln möglich.
Wie es heutzutage so geht habe ich im Internet auch ein wenig gesucht nach Alternativen zu Einlagen und kam zuerst auf die MBT Schuhe, die mit ihrer konvex geformten Sohle das Abrollverhalten verbessern sollte. Aber irgendwie kam ich mir damit vor als würde ich Meter über dem Grund laufen, bei Wanderungen knickte ich auch oft in der Knöchelregion weg.
Also das Gegenteilige ausprobiert: weniger ist vielleicht mehr. Das besondere an Barfußschuhen ist ihre extrem dünne, flexible Sohle und das es keine Sprengung gibt (Vorderfuß und Ferse liegen auf gleicher Höhe im Schuh). Einhergehend mit diesem Schuhtyp ist auch der eigentliche Umstellungsfaktor: anstatt zuerst mit der Ferse und dann mit dem Fußballen aufzutreten (Fersenfußung), tritt man mit Barfußschuhen zuerst mit dem Ballen und zum Schluss mit der Ferse auf (Ballenfußung). Dies kommt einem am Anfang extrem skurril vor und bedeutet massiven Muskelkater weil sich die gesamte Muskulatur und Sehnenkonstrukt im Bein umstellen muss, aber bei angepasstem Training kann man nach ein paar Monaten eigentlich den gesamten Tag im Ballengang dahertrippeln. Die Schritte werden kürzer und präziser, der Fuß super bemuskelt, die Achillissehne gestärkt.
Im Mai 2017 versuchte ich viele Arten und Marken von Barfußschuhen durch, von Merrell über Vibram FiveFingers, ZAQQ ect. Die bekannten Zehenschuhe von Vibram waren nicht mein Ding, das beste Gefühl hatte ich mit den Merrell Vapor Glove 2. Diese haben jedoch eine extrem dünne Sohle (5,5 mm) und sind seeeeeehr luftdurchlässig, was die Schuhe nicht passend für steinige Wege, harte Straßen oder feuchtes Wetter macht. Noch dazu ist dies einer der dünnsten Schuhe überhaupt, vielleicht nicht ideal für dein Einsteiger ins Barfußlaufen ?.
Trotz dieser Einschränkungen gefiel mir das Konzept so gut (und ich hatte plötzlich keine Schmerzen mehr in Ferse und Hüfte!) dass ich als nächstes noch etwas edlere für die Arbeit kaufte (ZAQQ Piquant) und später dann für längere Wanderungen die Merrell Trail Glove 4 (Praxistest hier). Ich nutze all diese Schuhe mit Socken, von normalen Alltagssocken bis wasserdichte Trailsocken (z.B. DexShell Whudu; 30€) für feuchte Wanderungen.
Mit dieser Kombination bin ich seitdem sehr zufrieden und ich versuche mich mehr und mehr auch an wintertauglichen Barfußschuhen, idealerweise auch mit möglicher Verwendung mit Schneeschuhen.
Warum
Die Umstellung kam bei mir wegen schon chronischer Schmerzen in der Ferse (Fersensporn) und zusätzlich der Spätfolgen einer beidseitigen Leistenzerrung. Die meisten Leute die auf Ballengang umstellen haben irgendwelche gesundheitlichen Probleme oder sind Läufer (bei Marathonläufern ist der Ballengang ganz vorne mit dabei).
Wie
Der Ballengang unterscheidet sich vom „normalen Gehen“ dadurch, dass dieser fast vollständig über die Muskelkette im Körper arbeitet. Im Fersengang dagegen arbeitet hauptsächlich die Knochenkette mit, das heißt alle Erschütterungen gehen direkt tief in die Knochen und können da zu Schmerzen führen. Deswegen heißt es oftmals dass der Ballengang gesünder ist. Ob das nun auch wirklich für jeden stimmt sei jetzt mal dahin gestellt, ich persönlich kann nur sagen dass durch mein verändertes Gehverhalten alle bisherigen Bewegungsschmerzen von Hüfte bis Zeh verschwunden sind.
Anfangen tut man am besten in ganz kleinen Schritten (wortwörtlich). Ich startete mit täglich 15 Minuten im Ballengang und steigerte mich zusehends soweit es mein Muskelkater zuließ. Man kann auch probieren erstmal mit den normalen Alltagsschuhen auf die Zehen zu steigen, aber meiner Erfahrung nach fühlt sich das extrem falsch und schwerfällig an.
Empfehlen kann ich die Barfußschuhe von ZAQQ und Merrell, je nach Verwendungszweck, und dazu trage ich gerne normale oder auf Wanderungen wasserdichte Socken (z.B. DexShell Whudu; 30€).
Wann
Die meisten Erfahrungen habe ich bisher natürlich bei schönem, trockenen Wetter gemacht. Da ist es natürlich leicht mit dieser Art von Schuh. Bei Regen und Matsch hingegen muss man sich entweder wohlfühlen mit nassen Füßen oder auf wasserdichte Socken umsteigen, damit die Füße warm und trocken bleiben.
Für den Winter bin ich selber noch am experimentieren, also leichte Wanderungen mit nicht zu tiefem Schnee (bis Mitte Wade) kann man noch gut mit den normalen Barfußschuhen (Merrell Trail Glove) und wasserdichten Socken machen, problematisch ist hierbei eher die Außentemperatur, besonders bei Pausen. Für Schneeschuhe sind diese Sommerschuhe auch nicht geeignet, da zu niedrig und flexibel. Hier liebäugele ich schon mit den ZAQQ Expeq Bash Waterproof, da dieser hoch und fest genug erscheint um auch mit Schneeschuhen zu funktionieren. Ob jedoch die Sohle bei normalen Wanderungen so gut greift wie die Vibram von Merrell kann ich noch nicht sagen, wegen dem hohen Anschaffungspreis habe ich diese Schuhe bisher noch nicht gekauft.
An und für sich kann ich sagen dass ich seit 2017 von Frühling bis Spätherbst mit Barfußschuhen am Berg bin und hoffentlich sehr bald sogar das ganze Jahr über.
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Das Dir das Umstellen geholfen hat ist prima 🙂
Cool. Das probiere ich aus. Bin sowieso Barfußfan und wollte mir schon immer Barfußschuhe zulegen. Habe auch immer Probleme mit Knie- und Fußschmerzen auf meinen Touren. Hoffe nur, dass sich meine Hunde dann meinen Trippelschritten anpassen …