Durch das Wattental zur Lizumerhütte
On 5. August 2019 by JasminNachdem ich neulich die Wanderung ins Wattental von 2016 für den Blog aufbearbeitet habe (siehe Blogeintrag hier), juckte es mich in den Fingern noch einmal ins Wattental zurück zu kehren.
Es ist jedoch gar nicht so einfach, einen passenden Termin für eine Zweitagestour auf der Lizumerhütte zu arrangieren. Zuallererst ist natürlich das aktuelle Platzangebot auf der Hütte zu überprüfen, was jetzt in der Wanderhochsaison extrem gering ist, denn die Hütte liegt auf dem Weg vieler prominenter Fernwanderwege. Und dann ist da noch das „kleine“ Problemchen mit dem militärischen Sperrgebiet im Wattentaler Lizum. Das heisst dass es immer wieder Sperrungen gibt wegen Scharfschießen-Übungen. Jetzt im August glücklicherweise weniger als außerhalb der Sommerferien, aber trotzdem 1-2x die Woche, mit geringer Vorlauf-Informierung. Und zu guter Letzt muss natürlich das Wetter auch noch mitspielen.
Also suchte ich mir recht spontan zwei Wochen im voraus einen Tag bei der Hütte aus, wo ein Platz im Mehrbettzimmer noch frei war (ein Montag) und reservierte ihn mir. Als nächstes wurde fieberhaft auf die Behördenverständigung vom Truppenübungsplatz gewartet mit der Hoffnung, dass an den erwählten Tagen kein Scharfschießen stattfindet. Eine Woche vor der Wanderung kam dann die Meldung endlich online, jedoch mit der Nachricht dass am ersten Wandertag von 9-12 Uhr geschossen wird. Kurzerhand habe ich dann bei der Kommandozentrale angerufen um mich zu informieren ob meine Strecke von der Sperre auch betroffen wäre. Es stellte sich heraus nein, der gegenüberliegende Berg war das Ziel, also von daher auch hier grünes Licht. Und das Wetter… das Wetter spielte auch… teilweise mit ?.
Tag 1 – Junsjoch
Die Hinfahrt zum Parkplatz Walchen bei Wattenberg gestaltete sich auch schon als Herausforderung, wegen diverser Straßensperren und abenteuerlicher Umleitungen. Aber kurz nach 7 Uhr konnte ich meinen Rucksack aufschnallen und meine Wanderung starten. Vorbei an der Straßensperre des TÜPI Walchen mit sehr schöner Informationstafel über die Schießzeiten und –orte führte mich mein Weg sehr schnell weg von der Straße auf den Waldpfad des Zirbenweges (Weg #314). Längere Zeit ging es durch den Wald am Lizumbach entlang, vorbei an der Innerlannalm und immer weiter hinauf bis das Lager Lizum und auch die Lizumerhütte vor einem lag, mit der Lizumer Sonnenspitze (2831m) und den Tarntaler Köpfe (2757m) immer voraus.
Nahe der Hütte machte ich meine erste Pause, mit Blick hinein in die Lizumer Böden und mit den Warnrufen der Murmeltiere im Ohr. Bisher hatte ich erstaunlich wenig Begegnungen mit anderen Wanderern (zwei Pärchen die hinabstiegen) und bis auf das Geballere der Soldaten am Mölser Berg fühlte es sich sehr menschenleer an.
Da der Wetterbericht für den Nachmittag noch Regen angekündigt hatte ließ ich nicht zu lange Zeit verstreichen bevor ich meine Luftmatratze wieder einrollte. Mein Weg ging weiter entlang dem Via Alpina (Weg #322 / 323 / 302A) durch die Lizumer Böden und dann recht steil hinauf bis zum Junsjoch auf 2484 Meter. Es gab wirklich herrliche Fotomotive weit und breit, aber gerade das letzte Stück hinauf fragte ich mich schon, warum ich mir das immer wieder antat ?. Die Murmeltiere und sogar eine kleine Familie an Gämsen konnte mich etwas ablenken, aber anstrengend war es trotzdem ?.
Am Junsjoch war dann auch endlich „mein“ Wetter: Sturm, kalt und einfach ungemütlich ?. Meine Sturmmütze wurde ausgepackt, zusammen mit der Jause, und der Wind einfach nur genossen. Vom Junsjoch kann man hinüberblicken ins Tuxertal, ein Seitenarm vom Zillertal. Der Blick ging weit hinein bis zum Tuxer Ferner (Gletscher) und den 3000er, obwohl ich persönlich die Grashügel der Hochwartspitze und Madseitberg schöner fand.
Nachdem ich dort oben auch mal wieder einem weiteren einsamen Wanderer begegnete (der mir gleich mal das Ohr abschwatzte… ?), wartete ich dessen Abstieg noch etwas ab (nicht, dass der auch noch ein Stück zusammen gehen will, nein Danke!) bevor ich meine sieben Sachen wieder im Rucksack verstaute und hinab stieg. Auf halbem Weg zur Hütte überraschte ich noch ein Murmeltier sehr nah bei mir, das entweder halb blind war, oder vielleicht ist das auch normal für die Tiere. Auf jeden Fall schien es mich nicht wirklich wahr zu nehmen (und das mit meiner grell orangenen Montur!) solange ich mich schön langsam bewegte. Also in Zeitlupe die Kamera gezückt und ein paar sehr schöne Aufnahmen gemacht.
Überhaupt waren die zwei Tage voll von Tieren: neben Eichhörnchen, Bussarden, Alpensalamander und Tannenhäher, kamen auch noch die gealpten Tiere wie Kühe, Pferde, Ziegen, Schafe und sogar eine kleine Gruppe Almschweine (http://xn--qualitt-bxa.tirol/produkte/almschwein/)! Und dann eben noch eine Menge an Murmeltieren und die ein oder andere Gams.
Nun gut, also ich weiter am Abstieg vom Joch und mit kritischem Blick zu den aufziehenden Wolken. Eigentlich wollte ich noch eine längere Pause nahe der Hütte einlegen weil es noch recht früh (15 Uhr) zum Einchecken war, aber mein Gefühl sagte mir mich lieber zu beeilen. Und das war auch gut so! Gerade als ich die Hütte erreichte fing es an zu tröpfeln und keine Minute später hatten wir Starkregen mit Hagel!
? Naja, ich war im trockenen und konnte sogar schon einchecken, was mir erlaubte als erste das Vierbettzimmer zu beziehen und damit das beste Bett zu ergattern ?. Die später eintreffenden Zimmerkollegen waren nett, wenn auch sehr gesprächig (wie alle dort oben…. und jeder war irgendwie auf einer Elends langen Tour unterwegs, meistens zwischen 3-4 Wochen, mit Zielen wie Venedig oder Gardasee….). Da die Wettervorhersagen für den nächsten Tag ab Mittag Regen mit Gewittern vorhersagten wollten wir alle früh raus und deswegen war um 21 Uhr auch der letzte von uns im Bett.
Tag 2 – Nördlicher Schober
Über Nacht gab es ein schnelles Gewitter und viel Regen, sodass meine Tour um kurz nach 6 sehr schnell zu nassen Schuhen führte (und recht kalt startete, knappe 10 Grad). Dennoch hatte ich erst mal Glück, denn die erste Stunde blieb ich ansonsten trocken. Dann jedoch fing es wieder an zu regnen, aber dank meines neuen, geliebten Trekking-Regenschirms blieb ich von der Hüfte aufwärts trocken ?. Sorge machte mir nur die Gefahr eines Gewitters, das in den Bergen lebensgefährlich sein kann. Die Regenwolken verschluckten immer wieder die umliegenden Berge oder den Weg, aber da die gesamte Route auf der breiten Schotterstraße verlief, machte ich mir da keine Sorgen. Und die Befürchtung eines Gewitters blieb auch unerfüllt.
Nun gut, also mein (feuchter, windiger) Weg führte ausgehend von der Lizumerhütte über den Glugenzer-Geier-Steig hinauf zum Klammjoch. Dieser Weg ist Bestandteil vieler Fernwanderwege, z.B. dem Via Alpina oder dem Inntaler Höhenweg 2000. Nach dem Klammsee lichteten sich Wolken, Wind und Regen und ich hatte plötzlich eine phantastische Sicht hinein ins Navistal. Hier alpten große Herden an Kühen und auch ein paar Pferde, umgeben von einer schottischen Hochlandschaft. Dazu die Nebel- und Regenwolken… wunderschön das Ganze!
Die Kamera hatte ihr dickes Tun durch den Regen und Nebel einigermaßen scharfe Bilder zu machen, durch den Regenschirm hatte ich auch nur eine Hand zum halten, stabilisieren und abdrücken frei… nicht gerade ideale Voraussetzungen ?.
Weiter hinauf bis zum nördlichen Schober auf 2448 Meter, wo dann der Wind und Regen wieder Fahrt aufnahmen, sodass ich meinen Schirm kaum festhalten konnte und ich unterhalb des Gürtels bis auf die Haut nass wurde. Sturmmütze und Handschuhe waren ja glücklicherweise eingepackt gewesen und somit auch im Einsatz. Aber schön so ?. Sonnenschein und 30°C kann jeder, Wind und Wetter, das ist mein Ding ?. Das Angebot eines vorbeifahrenden Senners mich im Auto mitzunehmen lehnte ich deswegen auch dankend ab und stapfte hinab durch den Roßboden.
Überhaupt begegnete ich an diesem Tag keinem anderen Wanderer, nur ein paar Autos vom Militär-Patrouillen nutzten die Strecke. Die Einsamkeit war traumhaft (von der Angst vom Gewitter mal abgesehen ?).
Von der Möslalm ging es durch das Mösltal bei Starkregen zurück zum Parkplatz Walchen. Und weil ja alles so nass und windig war und ich keine wirklichen Pausen machen konnte, war ich um 11:30 Uhr schon zurück am Auto. Meine Waden krampften zwar ziemlich und zwei Schmerztabletten waren nötig, aber mei, man lebt nur einmal, nicht wahr ?.
Also, im Fazit: geniale Landschaften, viele Tiere, wenig Menschen – perfekter Start in meine Woche! ?
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fantastische Aufnahmen von einer fantastischen Bergwelt 🙂 Und wunderbar geschrieben 🙂